Esstisch
Nachdem der Entwurf für den Esstisch feststeht, sind die nächsten Schritte das Zeichnen einer Sketchup-Skizze, Zusammenschreiben der Zuschnittliste und der Holzeinkauf. Ich verwende diesmal kanadischen Ahorn, auch hard maple oder Zuckerahorn genannt, den mein Holzhändler sägerauh vorrätig hat. Kanadischer Ahorn ist etwas dünkler als europäischer Ahorn, was zu unserer Wohnzimmereinrichtung denke ich gut passen wird.
Die Tischplatte
Die Tischplatte soll ca 190x90cm groß werden. Als Ausgangsmaterial habe ich etwa 3 Meter lange Bretter zur Verfügung, 40mm stark mit einer Breite von 20 bis 50 cm. Ich versuche die Bretter möglichst breit zu lassen, und das ganze Maserbild zu erhalten, so ergibt sich dass die einzelnen Bretter nicht gleich breit sind. Um trotzdem ein symmetrisches Bild zu erhalten ordne ich das breiteste Brett (ca 25cm) in der Mitte an, dann jeweils zwei etwa 20cm breite Bretter und zum Abschluss zwei etwa 10cm Bretter mir ruhiger Maserung. Das Ablängen, Hobeln und Sortieren der Bretter nimmt einiges an Zeit in Anspruch. Trotz der Tischverlängerungen für die ADH ist es anspruchsvoll die langen und schweren Bretter mit gleichmäßigem Druck über die Hobelwelle zu führen. So kostet das Abrichten der Kanten an der ADH einige Nerven, aber nach einigen Wiederholungen ist dann alles halbwegs gleichmäßig gehobelt.
Für die Verleimung, die ich in mehreren Phasen ausführe, kommen Selbstbauzwingen zum Einsatz. Diese praktischen und preisgünstigen Spannelemente bestehen aus einer Druckbacke und einer Gleitbacke die auf Holzlatten aufgeschraubt werden. So hat man durch austauschen der Holzlatte Zwingen von sogut wie jeder beliebigen Länge zur Verfügung.
Vor der Verleimung des letzten Brettes werden als nächstes Gratleisten eingesetzt. Mithilfe der Oberfräse fräse ich zwei Gratnuten in die Unterseite der Platte. Die passende Gratleiste wird am Frästisch erstellt. Die Gratleiste sollte um einiges (hier 2cm) kürzer sein als die Gratnut – schließlich soll die Platte ja schwinden können. Nach Einsetzen der Gratleiste wird das letzte Brett der Tischplatte verleimt.
Bei einem der Bretter für die Tischplatte bin ich bis an die Rundung der Baumkante gegangen um nicht wegen ca 15 cm auf denen Brett schmal zuläuft auf der ganzen Länge Holz wegschneiden zu müssen. Diese Waldkante wird jetzt ausgebessert indem ich es ausfräse und ein stück Holz einsetze. Mit ECE Putzhobel und dem kleinen JUUMA wird die eingesetzte Leiste angepasst.
Das Gestell
Für das Gestell habe ich mir Holz mit schlichter Längsmaserung zurechtgelegt. Grob zuschneiden, abrichten, dicke hobeln… Zum Anzeichnen der Beine verwende ich eine einfache MDF-Schablone, die ich auf dem Holz solange ausrichte, bis die Maserung möglicht ideal den schrägen Tischbeinen folgt. Der Zuschnitt der Beine erfolgt dann auf der Formatkreissäge – leider habe ich keine Fotos gemacht.
Tischbeine und Zargen werden klassisch mit Zapfen verbunden. Die Zapfenlöcher fräse ich mit der am Kopierring geführten Oberfräse. Dazu habe ich mir eine simple Schablone angefertigt. Für die tiefen Zapfenlöcher kommt ein langer Nutfräser mit 12mm Schaft in meiner neuen Casals FT 3000 zum Einsatz. Die Casals ersetzt in Zukunft die kleine Festool 1010 im Frästisch.
Die Zapfen fräse ich ebenfalls mit der Oberfräse, absetzen per Hand, abrunden mithilfe von Feile und Schleifpapier. Grobes Schleifpapier um den Zapfen legen und an den Enden abwechselnd herunterziehen, das schafft automatisch eine perfekte Rundung.
Die Zargen werden leicht geschwungen, dazu Schablone aus MDF herstellen und am Frästisch mit Fräser und Kopierring abfahren. Damie sind die Einzelteile fürs Gestell fertig.
Das Gestell wird grob zusammengesteckt und dann u.a. mithilfe der Bankhaken an der Hobelbank verleimt. Zulagen gleichen die schrägen Winkel an den Beinen aus. Die Platte wird abschließend mit Nutklötzchen am Tischgestell befestigt. Und damit ist das Projekt Esstisch fürs Erste abgeschlossen.
Fazit
Der Tisch steht jetzt seit einer Wochen im Wohnzimmer direkt neben einem Kachelofen der auf Volltouren läuft. Ich bin schon gespannt wie der Tisch das Klima verträgt, bisher gabs gottseidank noch keine Probleme. Die Tischplatte war bei diesem Projekt eine Herausforderung. Auf fast 2m länge korrekt Abzudrichten finde ich recht schwierig, auf dem hellen Holz zeichnet sich die Leimfuge auch sehr leicht ab.
Mit dem Hartwachsöl von Osmo habe ich dieses mal zum ersten Mal Schwierigkeiten gehabt. Ich vermute dass der Raum in dem ich das Finish aufgetragen habe mit 10°C zu kalt war, oder lag es an dem Öl das bereits seit eineinhalb Jahren offen und vielleicht nicht ganz perfekt verschlossen war. Jedenfalls zeichnete sich jeder kleine Wassertropfen schon nach wenigen Sekunden ab. Ich habe den Tisch im Haus dann nochmal abgeschliffen und mit neuem Öl bei Zimmertemperatur eingelassen. Die Oberfläche ist jetzt robuster. Beim nächsten Mal würde ich aber ein anderes Öl nehmen. Das Hartwachsöl glänzt auf dem Ahorn sehr. ich nehme an das liegt an der dichten struktur des Holzes, das schon ohne Öl recht glänzt.
Nachtrag (Oktober 2013)
Der Tisch hat die erste Heizsaison neben dem Kachelofen ohne Probleme überstanden.
Sind wunderbar geworden: der Tisch und auch die ausführliche Doku!
Hallo Veronika,
Du hast einen sehr schönen Tisch gebaut.
ich würde den Tisch auch gerne nachbauen, und habe einige Fragen:
– wie dick ist die Platte nach dem Hobeln geworden,
– welche Maße haben die Beine, und
– die Zargenlängsteile auch leicht geschwungen?
Viele Grüße aus Rheinhessen
Frank
Hallo Frank,
Hier die wichtigsten Maße:
Platte 1880 x 940 x 30 mm
Beine 750 x 40-90 x 35 mm
Längszargen 1400 x 60-80 x 30 mm
Querzargen 700 x 60-80 x 30 mm
Winkel der Beine (Außenseite): 12°
Die Zargenlängsteile habe ich auch geschwungen, sie sind an den Enden 80mm und in der Mitte 60mm breit.
Liebe Grüße und viel Spaß beim Bauen. Würd mich freuen wenn du mir Fotos vom Baufortschritt bzw dem Endprodukt schickst! Weißt du schon welches Holz du verwenden wirst?
Veronika
Hallo Veronika,
Ich habe jetzt auch mit dem Tisch angefangen. Da ich schon Stühle aus Eiche habe wird der Tisch auch in Eiche gebaut. Ich habe die Bretter für die Tischplatte gehobelt, nicht ganz einfach aus nicht ganz geraden Bohlen gerade Bretter zu bekommen. Ich hatte 40 mm Blockware und bin jetzt bei 33 mm. Jetzt liegt das Holz im Heizungskeller, ich möchte die Holzfeuchte noch etwas runter bekommen.
Ich hätte auch Interesse an der Sketchup Datei, besonders für die Beine.
Viele Grüsse aus Rheinhessen
Frank
Hallo Frank,
Oh, schön wieder von Dir zu lesen!
Die Sketchupdatei habe ich jetzt im Artikel ganz am Anfang verlinkt,
Hier der direkte link: https://dl.dropboxusercontent.com/u/2793015/Esstisch2b.skp
Ich bin beim Bau nur leicht von den Winkeln abgewichen, die Datei sollte einen guten Anhaltspunkt bieten.
Bin schon sehr gespannt auf deinen Tisch in Eiche!
Liebe Grüße und viel Spaß beim Bauen,
Veronika
Hallo Veronika,
vielen Dank für die Datei. Ich stelle mal Bilder rein wenn ich ein Stück weiter gekommen bin. Ich überlege ob ich anstelle der Zapfen mehret Dominos setze, ich denke das müsse auch halten.
Viele Grüße aus Rheinhessen
Frank
Hallo Veronika,
sehr schöne Doku mit einem wunderbaren Ergebnis.
Irgendwann muß ich auch mal was aus Ahorn bauen.
Grüße
Michael
Hallo Veronika,
sehr schön umgesetzt und dokumentiert. Hast Du hier dokumentiert, wie Du Deine Abrichte verlängert hast? Ich kenne das Problem auch bei langen Brettern und finde es wirklich schwierig ein gutes Ergebnis zu bekommen.
Gruß Thomas
Hallo Thomas,
Für lange Bretter habe ich zwei Tischverlängerungen für die A3 im Einsatz, eine 80cm lange Verlängerung mit Stützfuß, die ich am Aufnahmetisch befestige und eine 40cm lange am Abnahmetisch. Damit keine Hohl oder Spitzfuge gehobelt wird müssen die Verlängerungen exakt in einer Ebene mit den Maschinentischen liegen, das kann man bei dem System über Gewindeschraube die gegen die Aufnahmeschiene drücken justieren. Ist eine rechte Spielerei. Wenn es dich interessiert, kann ich gerne mal mehr dazu schreiben und ein paar Fotos machen. Wie gehst du vor?
Danke!
Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, mir eine passende Tischverlängerung für meine EB 260 zu bauen. So lange richte ich grob auf der Hobelmaschine die schlimmsten Überstände ab und begradige dann eine Seite mit Handhobeln. Dann kommen die Bretter durch die Dickte.
Wenn Du einmal Zeit hast, würde mich interessieren, wie Deine Verlängerungen aussehen. Hast Du davon Bilder?
Liebe Veronika, da kann ich den anderen nur zustimmen. Der Tisch sieht wirklich super aus und du hast zudem noch alles so ausführlich dokumentiert. Toll! Liebe Grüße, Juliane von “Mach mal”
Hallo Veronika,
ein wunderschöner Tisch. Vielen Dank für die Inspiration und auch die konkreten Tipps und Maße – alles andere als selbstverstädnlich.
Besonders reizvoll finde die tolle Dokumentation mit ansprechenden Bildern und die Tatsache uns am Entscheidungsprozeß teilhaben zu lassen. Von den ausgewählten Tischmodellen hast du Dir in jedem Fall das schönste Modell ausgesucht. Wirkt in der Tat sehr luftig für einen Tisch dieser Größe
Schönen Gruß
Jürgen
Servus Veronika,
sehr schöner Tisch!! Deine Doku ist klasse. Nicht zu kurz und nicht zu lang…
Der Tisch sieht bei dir im Wohnzimmer übrigens sehr gut aus.
Gruß,
Dominik
Ein wirklich schöner Tisch und eine sehr präzise Dokumentation
Hallo Veronika,
das ist ein sehr schöner Tisch geworden. Die technischen Details müssen erst einmal so umgesetzt werden. Auch die Doku spricht sehr an. Ich freue mich auf die nächsten Projekte, da Du eine tolle Entwicklung Deiner handwerklichen Begabung zeigst!
Herzliche Grüße
Uwe
Hallo Veronika,
Sehr geschmackvolles Design und ein gutes Händchen für informative und kurzweilige Dokumentationen.
Marc Koch
Hallo Veronika,
einen wunderschönen Tisch im fifty-Style hast Du da gebaut ! Ich bin gerade auf der Suche nach “Bauinspirationen” für so einen Tisch (z.B. Thonet 1330) und bin über Deinen Blog “gestolpert”. Könntest Du mir etwas genauer erzählen, wie Du das mit den Tischbeinen gemacht hast (Kopiervorlage 1:1, Berechnung der Winkel) ? Kann ich mir so etwas in Sketchup anfertigen?
Herzliche Grüße aus München nach Wien
Robert Maibaum
Hallo Robert,
Ich habe auch Sketchup für die Planung verwendet. Wenn ich die Datei wiederfinde, werde ich sie hier verlinken. Vorerst zur Info: die Tischbeine sind außen 12° aus der Senkrechten geneigt.
Danke für den Hinweis zum Thonet 1330, der sieht wirklich bis auf die Zargen sehr ähnlich aus.
Liebe Grüße und viel Spaß beim Tisch entwerfen und bauen,
Veronika
Hallo Veronika,
ein wirklich traumhaft schöner Esstisch ist das! Da wird man ja richtig neidisch! Wie lang hast du denn insgesamt für das Projekt gebraucht?
Vg
Wolle
Hallo Wolfgang,
Ich habe über 3 Monate verteilt am Tisch gearbeitet, insgesamt etwa 70 Stunden.
lg,
Veronika
Unglaublich, was Du für tolle Arbeiten machst! Ich bin grade erst am Anfangen und stehe sozusagen ziemlich im Wald, wenn ich mir all das durchlese 🙂
Echt super! Kompliment!
Danke! Das schöne am Handwerk ist ja gerade dass man sich immer weiterentwickeln kann. Ich habe noch immer das Gefühl dass ich ganz am Anfang stehe. Also nur Mut,man wächst mit der Aufgabe!
Wow – was für ein schöner Tisch. Mich würde ebenfalls interessieren ob Du die Sketchup Datei zu dem Tisch noch hast bzw. wiedergefunden hast. Ich bin zwar noch unerfahren was den Möbelbau angeht aber ich würde mich gerne an dieser Herausforderung versuchen…
Vielen Grüße, Oliver
Hallo Oliver,
Die Sketchup Datei ist jetzt am Anfang des Artikels verlinkt.
Liebe Grüße und viel Spaß beim Nachbauen. Würd mich freuen wenn du mir ein Foto vom Tisch schickst wenn er fertig ist!
Veronika
Hallo Veronika,
vielen Dank für Deine schnelle Antwort und das Hochladen der Sketchup Datei. Sollte ich den Tisch irgendwie umgesetzt bekommen und das Ergebnis auch noch vorzeigbar sein schicke ich Dir natürlich gerne ein Foto.
Viele Grüße, Oliver
das moderne Design des Tisches gefällt mir. Passt auch sehr schön zum Laminat. Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Freude mit dem Tisch.
Danke für den netten Kommentar. Der Boden ist übrigens Parkett, kein Laminat . dazu gefällt mir echtholz einfach zu gut.
ein super projekt mit einem spitzen ergebnis. dein tisch gefällt mir unglaublich gut!
eigentlich durchwühle ich das netz gerade auf der suche nach einer geeigneten lamellofräse bzw. machbaren alternativen….
liebe grüße
julia
Hallo Veronika,
der Tisch ist sehr schön geworden. Gute Arbeit!
Mich interessieren die erwähnten Selbstbauzwingen. Welches Material hast du für die Bretter der Zwingen verwendet und in welcher Stärke?
Sehr schönes Projekt und sehr toll in diesem Artikel aufbereitet. Das bekommen ich selber richtig Freue mich auch mal wieder an so etwas heranzuwagen. Weiter so !
Super Ergebnis! Mich würde jedoch mal interessieren wie er mittlerweile aussieht? Übersteht er die Temperaturen gut? Wir würden einen ähnlichen Tisch gerne auf unserer Terasse haben… wie sieht es jedoch mit Kälte im Winter aus?
Die Nähe zum Kachelofen hat unserem Tisch nicht geschadet. Keine Risse oder ähnliches. Auf der Terasse sind die Temperatur und Feuchtigkeitsschwankungen aber natürlich noch extremer.
Hallo Veronika,
der Tisch sieht sehr gut aus. Solche Projekte sind immer sehr aufwendig und mühsam. Ich weis wovon ich spreche, da ich für mich zu Hause sowie aber auch auf Bestellung Massivholztische selber baue. Ich liebe das Rustikale Design und verarbeite daher hauptsächlich Eichenholz. Viel Spaß bei weiterwerkeln.
Viele Grüße Ronny
Wow, der Esstisch ist Dir wunderbar gelungen! Kompliment und viele Grüße!
Artur