Hocker – Teil 1

Was als kleines Projekt für zwischendurch im Sommer begann, beschäftigt mich mittlerweile aufgrund akuten Zeitmangels (Ich plädiere für den 30 Stunden Tag 😉 ) gepaart mit fehlender Routine, schon fast fünf Monate. Die Rede ist von einem Hocker, der in einer ersten Ausführung in Ahorn als Werkstatthocker dienen soll, und später in etwas höherer Form als Barhocker für die Wohnung. Fürs erste bleibt es jetzt mal bei der Variante für die Werkstatt.

Entwurf und Skizze


Ausnahmsweise habe ich diesmal keinen Sketchup Entwurf gemacht, sondern einen Aufriss im Originalmaßstab. Da in dem Projekt nichts im rechten Winkel ist, ist das händische Zeichnen zum einen einfacher und zum anderen während dem Bau auch praktisch, weil man so direkt an der Skizze maß nehmen kann. In der Skizze sieht man links auch schon die geschwungene Formgebung der Beine und des Sitzes eingezeichnet – sie soll etwas Eleganz in dieses einfache Sitzmöbel bringen.

Holzauswahl und Zuschnitt

Für den Hocker habe ich zwei schöne Ahornbohlen ausgesucht, die im Hirnschnitt zum Großteil diagonal verlaufende Jahresringe zeigen. Nach dem groben Ablängen werden die Bretter auf der ADH zurecht gehobelt, allerdings noch mit etwas Aufmaß. Durch die diagonal verlaufenden Jahresringe im Querschnitt entsteht eine gleichmäßige lineare Maserung auf allen vier Seiten.
Erst jetzt werden die Beine auf allen 4 Seiten auf das endgültige Maß gehobelt, und an der Kreissäge mit geschwenktem Sägeblatt und geschwenktem Gehrungsanschlag abgelängt. Die Querstreben werden mit geradem Sägeblatt aber geschwenktem Gehrungsanschlag zugeschnitten. Sie erhalten später auch an den Schmalseiten eine 8° Schräge um parallel zum Boden zu sein.

Verbindungen


Die Teile werden der Einfachheit halber mit losen Zapfen verbunden. Dazu habe ich Guido Henns “Zauberkiste” nachgebaut –  eine Vorrichtung zum einspannen und Fräsen von Verbindungen mit der Oberfräse.

In die Zauberkiste können die Elemente waagrecht und senkrecht über Kniehebelspanne fixiert werden. Die Kniehebelspanner nicht zu hoch montieren, da sie sonst bei waagrechtem Einspannen an die Deckplatte stoßen! Die Oberfäse wird mit der Kopierhülse in der Schablone zwangsgeführt. Der Bau der Kiste ist zwar etwas aufwendig – einen Tag sollte man zum Bau des Grundkörpers und einer einfachen Schlitzschablone schon einplanen. Einmal richtig eingestellt, können so aber alle Teile schnell und einfach gefräst werden. Je mehr gleiche Teile desto effizienter. Das Einstellen selbst dauer schon einige Zeit, zumal hier auch Fräsungen mit 8° Winkel nötig sind.

Die losen Zapfen habe ich aus übrig gebliebenen Ahornleisten zugesägt, auf richtige Dicke gehobelt und mit der Oberfräse abgerundet. Dabei ist zu beachten, dass beim Fräsen am Frästisch ein Fräsanschlag verwendet werden sollte, da die Leiste ja ganz rund wird und der Anlaufring nach dem Umdrehen der Leiste nicht mehr den gewünschten Halt findet.

Ausformen


Die Füße werden an den beiden Außenseiten leicht geschwungen. Dazu habe ich aus MDF eine Schablone gefertigt an der die gewünschte Form an der Bandsäge grob gesägt und dann zurechtgeschliffen wird. An die Schablone werden Stopklötze und Kniehebelspanner angebracht, die die Beine in der richtigen Position fixieren. Die Beine werden dann ebenfalls zuerst an der Bandsäge grob zugesägt und danach, eingespannt in die Schablone, am Fräse verbeigeführt. Die Beine sind mit 43mm zu dick für meine Kugelringfräser. Dadurch war ich gezwungen in 3 Schritten zu fräsen: 1) Schablone links, 2) ohne Schablone  – der Anlaufring läuft an der bereits gefrästen Fläche 3) Schablone rechts.  Da meine angezeichnete Kurve nicht genau symmetrisch ist, habe ich mir eine Kopie der Schablone erstellt an der die Spanner auf der anderen Seite angebracht sind. Einfacher wäre vermutlich von Anfang an eine Symmetrielinie zu zeichnen und eine symmetrische Schablone zu erstellen, oder gleich einen längeren Fräser zu kaufen.

Zum Vergleich der Hocker vor und nach dem Schwingen der Beine.

Zum Abschluss für heute hier noch die Einzelteile des Hockers. Euch fehlt auf dem Bild eine Kleinigkeit? Richtig – einen Sitz braucht so ein Hocker ja auch noch. Na hoffentlich geht sich das heuer noch aus 😉

You may also like...

4 Responses

  1. Dirk Böhmer says:

    Hi Veronika,
    tolle Arbeit. Am besten gefallen mir die geschwungenen Beine.
    Bin mal auf das Gesamtwerk gespannt…

  2. Heiko Rech says:

    Hallo Veronika,
    wieder einmal zeigst du, dass du ein sehr gutes Gefühl für Formen und Proportionen hast. Ich bin auf den fertigen Hocker schon sehr gespannt.

  1. November 27, 2011

    […] über mich ← Hocker – Teil 1 […]

  2. January 21, 2012

    […] #2, #3) fürs Wohnzimmer mit eigenen Entwürfen experimentiert. Im Sommer und Herbst kam dann ein Werkstatthocker aus Ahorn an die Reihe. Noch ein paar kleinere Projekte wie ein Bilderrahmen für die Eltern, eine […]

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *