Holz selbst trocknen – Ein Zwischenbericht

Ein Jahr ist es nun her, dass Freunde einen Marillenbaum in ihrem Garten umschneiden ließen. Und fast ebensolang haben die vom kleinen benachbarten Sägewerk aufgeschnittenen Bohlen nun im Garten meiner Eltern unterm Stelzenhaus, vor Regen und direkter Sonneneinstrahlung geschützt, auf ihre Weiterverarbeitung gewartet. Das heißt eigentlich habe vor allem ich gewartet, mitunter recht ungeduldig, ich hatte ja keine Ahnung wie Marillenholz gehobelt aussieht…

Jetzt hat endgültig die Neugierde gesiegt und die ersten Schnitte zeigten was denn da so im Stapel gelagert war: Viel morsches, durchwegs geworfen, meistens windschief, mitunter wunderschön gemasert. Die Bretter, schon von vornherein eher kurz (max etwa 1.50) und schmal, waren nach dem entfernen von Rinde und kranken Teilen nur mehr zwischen 20 und 85 cm lang und zwischen 8 und 21 cm breit.

An meiner neuen A3 31 wurde dann eine Seite abgerichtet, wiederum der Neugier auf das Marillenholz wegen und auch um zu sehen was sich denn aus dem Holz so machen lässt. Für den Möbelbau eignet es sich nicht, die hochwertigen Stücke sind einfach zu wenig und zu klein. Nicht umsonst wird Obstholz vor allem von Drechslern verwendet. Ein paar kleine Schmuckgegenstände sollten sich schon daraus machen lassen.  Am hervorstechendsten sind wohl die meist abrupten Übergange zwischen dunkel rotbraunem Holz und rechte hellem eschenfarbigen Holz. An manchen Stellen, dort wo vermutlich Wasser eingedrungen und entlang der Fasern eingesickert war, ist das Holz der Länge nach sehr weich und gräulich morsch, direkt im Anschluss und daneben aber tiefdunkel (siehe zweitunterstes Holzstück oben) An den stellen in denen die Zwischenhölzer beim Stapeln gelegen sind, haben sich manche Bohlen leider stark verfärbt: siehe oberes der beiden Bilder, darin das oberstes und unterstes quer liegendes Holz, jeweils links.

Eine Faustregel besagt ja dass Holz pro cm Dicke ein Jahr trocknen soll. Die 35mm dicken Bohlen sind, so sollte man vermuten, nach einem Jahr Lagerung  bei weitem noch nicht Reif zur Bearbeitung.
Um die Holzfeuchte auch ohne Meßgerät zu messen eignet sich die Darrprobe: Ein paar Holzstücke in den Ofen, bei 103° Heißluft mehrere Stunden. Zwischendurch immer wieder gewogen, um zu sehen wann kein Wasser mehr verdampft. Die Probe ergab bei mir 11% Feuchtigkeit, was mich doch sehr stutzig macht – ich hätte mir viel mehr erwartet.  Allerdings habe ich das Holz auch erst nach einem Tag in der geheizten Wohnung abgewogen, es hat vermutlich bis dahin schon viel an Feuchtigkeit verloren – ich werde also noch eine zweite Probe machen.

Die Formel zur Darrprobe: Feuchtigkeitsgehalt = (Gewicht vor dem Darren – Gewicht nach dem Darren) / Gewicht nach dem Darren.  Zu beachten: der Flüssigkeitsverlust wird mit dem Darrgewicht in Beziehung gesetzt. Feuchtigkeitsgehalt bedeutet hier also nicht wieviel % des Gewichts des nassen Holzes Wasser ist. Die Holzfeuchte kann bei frischem Holz also durchaus über 100% liegen. Einen guter Artikel zur Darrprobe gibt es hier.

Der Großteil des Holzes liegt jetzt jedenfalls wieder gestapelt zu weiteren Trocknung in der Garage.

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1 Response

  1. Michi says:

    Toll, eine echte Inspiration. Am Wochenende steht der Rückschnitt eines großen Marillenbaumes an. Ich werde probieren Teile des Holzes zu trocknen um es dann für kleine Projekte verwenden zu können. Gratuliere auch zu der toll eingerichteten Werkstatt – die hätte ich auch gerne. Liebe Grüße

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