Drechselkurs – Erste Erfahrungen im Langholz-Drechseln

Die Späne fliegen und in kürzester Zeit entsteht wie von Magie aus einem Kantholz ein Zylinder.
Drechseln fasziniert.
Ich hab mir als absoluter Drechselneuling in der Osterwoche einen Tag Zeit genommen und einen Drechselkurs besucht.

Mit dem Rad geht es den idyllischen Piestingtaler Radweg entlang Richtung Gutenstein. Ein unfreiwilliger Abstecher auf die Panoramaroute bringt mich ordentlich ins Schwitzen; und in Zeitnot. Aber Aussicht und Landschaft sind fantastisch!

Michael Löhrmann und seine Werkstatt https://www.werk-zeit.de/ kenne ich von Werkstattgesprächen und Filmabenden schon seit ein paar Jahren. Ich komme immer wieder sehr gerne hierher an diesen Ort im hinteren Tal, wo die Natur ein paar Tage später dran ist als weiter draußen. Im Gebäude einer ehemaligen Drahtzieherei führt eine Brücke zu Michaels Werkstatt.

Bei dem Ein-Tages-Kurs lernen wir vier Teilnehmerinnen die Grundlagen des Drechselns. Zuerst die Theorie: Wie ist eine Drechselbank aufgebaut, was gibt es Einzustellen, welche sind die wichtigsten Sicherheitsvorkehrungen, und worauf ist beim Kauf einer eigenen Bank zu achten. Faszinierend auch der Blick in die Entwicklung des Tischlerns: historisch gesehen hat sich das Tischlern nämlich aus dem Drechseln entwickelt und letzteres war lange Zeit immens wichtig. Das Prinzip des Drehens mit dem “Fiedelbogen” wurde bereits vor über 4000 Jahren bezeugt.

Dann geht es auch schon an die Praxis. Uns stehen vier Drechselbänke unterschiedlicher Hersteller zur Verfügung, sodass wir auch gleich unterschiedliche Bauweisen kennenlernen können. Langholzdrechseln ist heute für uns Einsteiger angesagt. Riemen umlegen, Werkzeugauflage einstellen, Reitstock anpassen, für einen Neuling gibt es an diesem Tag einiges an Vokabular und Fertigkeiten zu lernen. Wir spannen die Kanthölzer ein, den Fünf-Punkte-Sicherheitscheck nicht vergessen und dann geht es los: mit der Schruppröhre entsteht in wenigen Minuten aus dem eingespannten Kantholz ein Zylinder. Da ist sie, die Magie!

Nach dem Schruppen und Schlichten geht es ans Ausformen des Rohlings. Wir üben das Abstechen und das Drechseln von Wölbungen und Hohlkehlen mit der Formröhre.

In der Pause jausnen wir am wunderschönen Platzl vor der Werkstatt mit Blick auf die Piesting. Die Liebe zur Natur und zum Holz merkt man Michael und dem Ort an. Zum Beispiel beim Esstisch: Der selbstgebaute Jausentisch folgt der Maserung des Holzes, seine Beine stehen auf einer Wurzel. und eines der Beine bildet der Baumstumpf selbst.

Nach der Pause zeigt uns Michael, wie er mithilfe einfacher Vorrichtungen die Drechseleisen schärft. Wer mag, kann es auch gleich selbst üben.

Dann bleibt noch etwas Zeit um eigene Ideen umzusetzen und unterschiedliche Materialien auszuprobieren: Eine Vase entsteht, frisches Birkenholz wird eingespannt. Passend zur Jahreszeit versuche ich mich an einem gedrechselten Osterei. Und dann ist die Kurszeit auch schon wieder vorbei. Es war ein lehrreicher Tag mit lieben Menschen an einem Wohlfühlort.

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